Wellster Healthtech will die Versorgungslücke im Gesundheitssystem schließen – mit einem Digitalisierungsansatz, der erstmals Patienten in den Fokus setzt.
Stellen Sie sich und das Startup Wellster Healthtech doch kurz unseren Lesern vor!
Als Wellster Healthtech gestalten wir seit 2018 die Zukunft der medizinischen Versorgung: Indem wir erstmalig Telemedizin mit medikamentösen und digitalen Therapien kombinieren.
Wir, das sind Dr. Manuel Nothelfer und Nico Hribernik. Manuel führte vormals als Co-Founder von betreut.de (Merger mit Care.com) seine Firma bis zum IPO an die Wall Street. Nico hat als Brand Manager für Procter & Gamble einige Billion-Dollar Consumer-Brands in verschiedenen Märkten geführt und war zuletzt Head of Brand bei FlixMobility.
Mit Wellster betreiben wir nun gemeinsam digitale Gesundheits-Plattformen, darunter gospring.de (Intimgesundheit), myspring.com (Haarausfall), helloeasy.de (psychische Gesundheit) und easy-testen.de (medizinische Selbsttests).
Warum haben Sie sich entschieden, ein Unternehmen zu gründen?
Die Gesundheitsbranche muss sich künftig völlig verändern, wenn die riesige Versorgungslücke geschlossen werden soll. Die Digitalisierung wird dabei eine entscheidende Rolle spielen. Doch bis heute sind die Bestrebungen des aktuellen Gesundheitswesens unvollständig und meist nur von der Angebotsseite gedacht. Das zwanghafte Digitalisieren von Offline-Infrastruktur zu Online-Infrastruktur funktioniert nicht!
Bisherige Player hatten nur die Digitalisierung aus ihrem jeweiligen Bereich vor Augen, aber nie über das ganzheitliche digitale Patientenerlebnis nachgedacht. Man denke nur an das immer wieder aufgeschobene E-Rezept oder der digitalen Patientenakte.
Eine integrierte Digitalisierung des Gesundheitssystems in Deutschland und Europa kann so jedoch nicht erreicht werden. Warum ist das problematisch? Viele Menschen sind sind nach wie vor von effektiver Healthcare ausgeschlossen, z.B. weil sie keine Zeit haben auf einen Termin zu warten, regional abgeschnitten sind oder gar Scham vor einem Arztbesuch empfinden.
Das hat uns inspiriert Wellster zu gründen: Um mehr Menschen einen direkten Zugang zur Behandlung von alltäglichen Gesundheitsproblemen zu ermöglichen. Damit überwinden wir die entscheidenden Barrieren des konventionellen Gesundheitssystems und tragen zum Schließen der Versorgungslücke bei.
Wer ist die Zielgruppe von Wellster Healthtech?
Aus unseren Studien wissen wir, dass 70 % aller Menschen trotz ihrer Beschwerden nicht zum Arzt gehen. Das hat verschiedene Gründe, z.B.:
- Unwissenheit – dass es sich um ein medizinisches Problem handelt.
- Bürokratie – komplizierte Wege erschweren die Motivation zum Handeln.
- Antriebslosigkeit – besonders wenn psychische Belastungen zu den Beschwerden hinzukommen.
- Scham – Menschen trauen sich nicht, mit jemanden darüber zu sprechen.
Wir sprechen all diejenigen an, die sich zwar ihres Problems bewusst sind, aber dennoch nicht zum Arzt gehen – obwohl es dafür Diagnosen mit entsprechenden Therapiemöglichkeiten gibt.
Welche Vision steckt hinter Wellster Healthtech?
Mit Wellster etablieren wir das größte und fürsorglichste Gesundheitsunternehmen in Europa. Das heißt konkret: Wir wollen der erste Kontaktpunkt von Patienten für die gesamte häusliche Gesundheit werden und denken die Digitalisierung dabei immer aus Patientensicht. Es bringt niemanden etwas, wenn Patienten, Ärzte und Apotheken das Angebot wie E-Rezept oder E-Patientenakte gar nicht nutzen. Wellster ist die Evolution des Gesundheitswesens, das somit komplett auf die Patienten ausgerichtet ist. Unser Erfolg bestätigt uns in unserem Ansatz: Seit dem Go-Live im Mai 2019 nutzen bereits mehr als 1,5 Mio. Menschen digitale Angebote über die Plattformen von Wellster.
Von der Idee bis zum Start, was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Das Marktumfeld der Medizin und Pharma steht gerade erst am Anfang der digitalen Umwälzung. Daher gibt es noch viele Spannungsfelder zwischen konservativen und progressiven Akteuren. Worüber wir sehr froh sind: Zum einen konnten wir durch unsere medizinischen Studien mit der LMU München sowie der Uni Freiburg weltweite Pionierarbeit für die Telemedizin leisten und viele anfänglichen Zweifel widerlegen. Zudem überzeugten wir führende Ärzte und Apotheker Deutschlands von dem signifikanten Vorteil unserer Angebote für die Versorgungslage und -forschung. Heute arbeiten wir mit den meisten Akteuren Hand in Hand, um neue Standards in der Telemedizin etablieren zu können.
Bereits kurze Zeit nach unserer Gründung konnten wir große VC’s und Investoren für uns gewinnen. Zuletzt sammelten wir Mitte dieses Jahres 40 Millionen US-Dollar von Dermapharm, HV Capital und SevenVentures ein.
Wie funktioniert Wellster Healthtech? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
Der aktuelle Telemedizin-Markt spricht vor allem diejenigen an, die sowieso schon in ärztlicher Behandlung sind. Nach der Diagnose wird der Patient allein zurückgelassen. Unser Ansatz unterscheidet sich davon. Über klassische Marketingkanäle wie TV oder Außenwerbung leiten wir unsere Zielgruppe direkt auf die vollintegrierten Lösungsplattformen weiter.
Die Nutzer füllen einen Fragebogen aus, senden Bildmaterial zu oder nehmen optional eine Videosprechstunde wahr – der Arztbesuch ist dadurch auch von zu Hause möglich. Der Arzt stellt eine Ferndiagnose, das Rezept wird je nach Wunsch des Patienten an eine Versandapotheke oder Apotheke vor Ort übermittelt. Unsere Ärzte erfassen den Behandlungserfolg im Anschluss digital und optimieren ihn falls nötig fortlaufend.
Wellster Healthtech, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Wir haben vielversprechende Projekte für die Zukunft in Planung, mit denen wir einen nachhaltigen Einfluss nehmen auf das Wohlbefinden der Menschen. Zunächst liegt der Fokus auf dem deutschen Raum, wo wir das Produktangebot für bestehende und neue Zielgruppen erweitern möchten. Ein Augenmerk richten wir auf die psychische Gesundheit und Vernetzung mit lokalen Medizinangeboten. Langfristig streben wir eine Expansion in weitere europäische Länder an.
Zum Schluss: Welche Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Move to improve: Das ist besonders wichtig für Start-ups, die versuchen, bestehende und über lange Zeit etablierte Märkte zu disrupten. Und: Lieber schnell Ideen ausprobieren und umsetzen, als zu lang auf Perfektion in der Sandbox hinzuarbeiten.
Wir bedanken uns bei Manuel Nothelfer und Nico Hribernik für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder