Donnerstag, März 28, 2024
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Storydive: interaktive Audiowalks, auf denen Nutzer/innen in eine fiktionale Geschichte eintauchen und diese aus der Sicht der Hauptfigur erleben

Stellen Sie sich und das Startup Storydive doch kurz unseren Lesern vor!


Sehr gern. Wir sind Fabian Eck, Sophie Burger und Lenja Busch von der Audiowalk-Plattform Storydive.

Storydive ist die erste App für interaktive Audiowalks. Das sind Hörspaziergänge, auf denen ich als Nutzer oder Nutzerin in eine fiktionale Geschichte eintauche und diese aus der Sicht der Hauptfigur erlebe. Das Ganze passiert, während ich die Stadt um mich herum erkunde. Die alltägliche Umgebung wird also zum Schauplatz für ein Abenteuer. Dabei kann ich immer wieder entscheiden, wie ich als Figur handeln möchte. Meine Wegentscheidungen – ob ich zum Beispiel den Weg durch die kurze, aber dunkle Gasse wähle, oder lieber den Umweg außenrum nehme – verändern dabei den Verlauf der Geschichte. Mein Smartphone kann ich währenddessen in der Tasche lassen, denn Audiowalks funktionieren komplett über Audio. Damit die Geschichte immer zur Umgebung passt, greift die App auf den Standort zu.

Warum haben Sie sich entschlossen, ein Unternehmen zu gründen?

Eine Vorform von dem, was wir machen, gibt es bereits seit knapp 40 Jahren – seit es mit der Erfindung des Walkmans möglich wurde, Audioaufnahmen mit auf die Straße zu nehmen. Trotzdem kennt kaum jemand Audiowalks und die wenigen Anbieter nutzen die Möglichkeiten, die durch Smartphones entstehen, überhaupt nicht aus. Der Großteil an Audiowalks ist auch 2021 immer noch über den Download von mp3-Dateien verfügbar.

Dass die Sichtbarkeit für das Medium so gering ist, liegt aber auch daran, dass die Produktionen nur lokal verfügbar sind und eine entsprechend kleine Reichweite haben. Davon waren wir als Kulturschaffende im Audiowalk-Bereich selbst betroffen. Daher die Idee zur Plattform, die all die tollen Angebote da draußen endlich in einer App zusammenbringt und sichtbar macht. Davon ausgehend entstand dann die Frage, was noch nötig ist, damit Audiowalks im Mainstream ankommen. Unsere Antwort: mehr Gaming-Elemente, eine bessere Nutzerführung, die allein über das Hören funktioniert, und die Möglichkeit, Audiowalks nicht nur lokal, sondern in allen Städten gleichzeitig anzubieten.

Was war bei der Gründung von Storydive die größte Herausforderung?

Eine Plattform aufzubauen stellt uns natürlich vor das Henne-Ei-Problem: wie bekommen wir Anbieter auf die Plattform, wenn noch keine Nutzer da sind? Und wie Nutzer, wenn es kaum Angebot gibt? Das ist besonders bei Inhalten, die nur lokal verfügbar sind, eine große Hürde. Angefangen haben wir deshalb mit einem von uns begleiteten Ideenwettbewerb und mit eigenem Content. Das war zeitaufwendig, hat sich aber gelohnt, denn über diese ersten Audiowalks haben wir so viel Aufmerksamkeit bekommen, dass wir viele Anfragen für weitere Projekte hatten. Im Schnitt haben sich bislang aus jeder Veröffentlichung mindestens zwei neue Audiowalks ergeben. Viele davon sind gerade in der Umsetzung und werden ihrerseits neue Aufträge anstoßen. Eine neue Herausforderung ist für uns daher, über die einzelnen Projekte nicht das große Ganze aus dem Blick zu verlieren.

Kann man mit einer Idee starten, wenn noch nicht alles perfekt ist?

Man muss sogar! In unserem Fall war es so, dass die meisten Menschen, mit denen wir über unsere Idee gesprochen haben, sich die Erfahrung zunächst nicht vorstellen konnten. Da hilft es, wenn man etwas zum Zeigen bzw. zum Reinhören hat. Dabei bestand für uns die Schwierigkeit, dass Audiowalks sich auf ihre direkte Umgebung beziehen und die Erfahrung nur richtig rüberkommt, wenn ich auch vor Ort bin. Zuerst haben wir also strategisch ein paar Geschichten in der Nähe von wichtigen Partnern platziert – zum Beispiel an der Hochschule der Medien in Stuttgart, die uns daraufhin dabei unterstützt hat, erfolgreich einen EXIST-Antrag zu stellen.

Mitte Juli werden wir Mini-Audiowalks einführen, die nur drei bis fünf Minuten dauern und an Orten spielen, die es in jeder Stadt gibt, also Bushaltestellen, Parkbänke, usw. Damit wollen wir die Hürde senken, das Format einfach mal auszuprobieren. Längere Audiowalks, die überall spielen, sind dann als nächstes dran. Hätten wir direkt damit angefangen, hätten wir das Ganze vermutlich nicht finanzieren können und wären auch nicht in die nötigen Netzwerke reingekommen. So haben wir bereits Kunden, die ihre lokalen Audiowalks bei uns veröffentlichen und können davon ausgehend das Produkt Schritt für Schritt entwickeln.

Welche Vision steckt hinter Storydive?

Ganz klar: wir möchten Audiowalks endlich aus ihrer Nische holen und mehr Menschen dafür begeistern. Wir sind davon überzeugt, dass das Medium unglaublich viel Potenzial hat und sich in den nächsten Jahren zu einem neuen, interaktiven Erlebnisformat weiterentwickelt.

Wer ist die Zielgruppe von Storydive?

Unsere Hörerinnen und Hörer sind so divers wie die Geschichten, die wir anbieten: die einen stehen auf Krimis, die anderen auf Fantasy, wieder andere möchten ihre Kids zum Sonntagsspaziergang motivieren oder sich und ihre Umgebung einfach mal ganz bewusst wahrnehmen. Alle verbindet ihre Liebe zum Audio, zu guten Geschichten und der Wunsch nach erinnerungswürdigen Erfahrungen.

Wie funktioniert Storydive?

Wir gestalten unsere Audiowalks so, dass du dich als Hörerin oder Hörer ganz auf die Erfahrung einlassen kannst. Alle Weganweisungen sind Teil der Geschichte und neue Kapitel starten von selbst, wenn du den nächsten Schauplatz erreicht hast. Wenn das aktuelle Kapitel zu Ende ist, begleiten wir dich mit atmosphärischen Sounds und Musik, bis du am nächsten Schauplatz ankommst. Egal, wie schnell oder langsam du gehst. Wenn du dir mal nicht sicher bist, wo es langgeht, zeigt dir unsere interaktive Karte, wo du dich befindest und wie du zum nächsten Kapitel kommst. Auf der Karte zeigen wir auch Entscheidungsmöglichkeiten und barrierefreie Alternativrouten an. Alles, was du brauchst, sind dein Handy und Kopfhörer. Storydive ist kostenlos im App Store und auf Google Play verfügbar. Die meisten Audiowalks sind aktuell noch kostenfrei – es lohnt also, die App jetzt schon auszuprobieren.

Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?

Der Fokus auf fiktionale Geschichten und eine klare Vision, wo es mit dem Medium noch hingehen kann. Es gibt zig Stadtführer- und Audioguide-Apps, die uns seit Jahren auf immer gleiche Art Wissen über unsere Umgebung vermitteln. Sie erzählen über Orte; wir mit ihnen. Die meisten Anbieter konzentrieren sich immer noch auf Sehenswürdigkeiten; wir verwandeln durch unsere Geschichten das Alltägliche, das sonst wenig Beachtung findet. Gerade diese alltäglichen Orte aber sind es, an denen wir uns Tag für Tag bewegen und die wir nach einem Audiowalk für immer mit anderen Augen sehen. Und, auch ganz wichtig: bei uns stehen die Hörerinnen und Hörer von Anfang bis Ende der Erfahrung im Mittelpunkt.

Storydive, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Wie schon angedeutet, haben wir noch viel vor mit dem Medium Audiowalk. Mit Corona hatte das Spazierengehen ein Comeback. Wir wollen dafür sorgen, dass es in Zukunft noch mehr Spaß macht, in der eigenen oder bald auch wieder in fremden Städten unterwegs zu sein. In fünf Jahren gibt es daher in jeder deutschen Stadt Audiowalks von Storydive und wir haben mit der Internationalisierung begonnen.

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründerinnen mit auf den Weg geben?

1) Erzählt gute Geschichten. Dieser Tipp geht nicht nur an Content und Tech Startups, sondern an alle, die mit einer Idee starten, von der sie andere überzeugen wollen. Klar, es ist wichtig, dass ihr gute Argumente habt, aber am Ende zählt, mit welchem Gefühl andere aus eurer Begegnung gehen. Egal ob ihr euch auf ein Stipendium bewerbt, vor Investoren pitcht oder euer Produkt an den Markt bringen wollt: what’s the story? Mit einer guten Geschichte bleibt ihr nicht nur in Erinnerung, ihr macht es anderen auch leichter, über euch zu erzählen.

Das ist entscheidend für Tipp 2:

2) Baut euch ein Netzwerk auf. Wir hatten das große Glück, dass wir von Anfang an viel Unterstützung bekommen haben, und zwar aus ganz unterschiedlichen Ecken. Zurzeit werden wir beispielsweise von der Initiative nextMedia.Hamburg gefördert. Die jedes Jahr Geschäftsideen an der Schnittstelle von Content und Tech wie unsere mit ihrem Inkubator Media Lift voranbringt. Redet wirklich mit jedem über eure Idee und begeistert so viele Menschen wie möglich. Euer Netzwerk ist nicht nur Multiplikator, es hört und sieht auch viel mehr als ihr es alleine jemals könntet. Wenn eure Kanäle gut funktionieren, wisst ihr als erstes, wo sich neue Gelegenheiten auftun.


3) Hört euren zukünftigen Kunden genau zu. Wie beschreiben sie euer Produkt? Wir kommen aus der Medientheorie und hatten zu Beginn Schwierigkeiten, unser Vorhaben leicht verständlich zu erklären. Als dann die ersten Menschen unsere Audiowalks ausprobiert hatten, haben wir uns von ihnen erklären lassen, was Audiowalks sind und was die Erfahrung für sie so besonders macht. Diese Antworten haben wir für unsere eigene Kommunikation übernommen. Gleichzeitig hilft das genaue Zuhören ungemein, euer Produkt besser zu machen.

Wir bedanken uns bei Malgorzata (Gosia) von Styp Rekowski für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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