Das Startup Eversion Technologies war 2022 Teil des start2grow Gründungswettbewerbs: Im Interview erzählen die Gründer*innen Julia Zimmermann, Timon Sutter und Maximilian Starkmann mehr zum Wettbewerb und zu ihrem Startup.
Stellen Sie sich und das Startup Eversion Technologies doch kurz unseren Lesern vor!
Eversion ist das Langzeit EKG für den Gang. Mithilfe unserer Sensorsohlen begleiten wir unsere Kund:innen in ihrem Alltag. Die analysierten Daten werden auf ein 3D-Modell des Körpers übertragen und so mögliche Schmerzen im Muskel-Skelett-System, als auch deren Ursachen transparent dargestellt. Sind hierbei Fehlstellungen erkennbar, können diese durch unsere individuellen Einlegesohlen ausgeglichen werden. Ich bin Max und wir sind ein MedTech Startup aus Konstanz und München. Unser Team besteht aus vier Gründer:innen mit den Fachrichtungen Wirtschaftsingenieurwesen, Informatik, Orthopädieschuhtechnik und Sportwissenschaften.
Welche Vision steckt hinter Eversion Technologies?
“Deutschland hat Rücken”. 60% der Menschen hierzulande leiden an chronischen Rückenschmerzen und der Gang und die Schuhe spielen hierbei oft eine entscheidende Rolle. Wir möchten Fehlstellungen, die durch die Schuhe verursacht werden, mithilfe von Daten analysieren und ausgleichen. Damit helfen wir Menschen ihre Schmerzen zu reduzieren.
Wer ist die Zielgruppe von Eversion Technologies?
Die erste Produktgeneration ist als Expertenprodukt vorgesehen. Wir wollen uns zunächst auf professionelle Anwender:innen von Ganganalysesystemen wie Olympiastützpunkte und Ganganalyselabore fokussieren. Nach der Zertifizierung als Medizinprodukt können wir dann direkt Menschen, die unter Muskel-Skelet-Beschwerden leiden, ansprechen. Du hast zum Beispiel immer wieder Knieschmerzen, aber noch keine langfristige Lösung? Oder dein Arzt hat alle Untersuchungen durchgeführt, aber keine Ursache gefunden? Dann solltest du den Schmerzen auf den Grund gehen und unser System nutzen. Und das, ganz einfach, immer und überall im Alltag.
Wie funktioniert Eversion Technologies? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
Unser neues Langzeitmessverfahren liefert erstmals Aufschlüsse über die Auswirkungen des Ganges und der Schuhe auf den gesamten Körper der Menschen.
Unsere Sensorsohlen können sich mit dem Smartphone verbinden und werden morgens in den Alltagsschuh eingelegt. Anschließend sind wir der stille Begleiter auf der Arbeit, in der Uni oder beim Einkaufen. Dabei vergessen die Kund:innen idealerweise, dass sie gerade gemessen werden. Diese natürlichen Daten sind ein Abbild der Umgebung, in der unsere Kund:innen ihre Muskel-Skelett-Beschwerden tatsächlich haben. So können wir ein besseres Bild über die Ursachen der Probleme erlangen als in einem unnatürlichen Laborsetting. Die Auswirkungen des Ganges und der Schuhe werden den Kund:innen erstmals ganz einfach und transparent in einer 3D-Visualisierung des Körpers aufgezeigt.
Die Vorteile sind einerseits die Langzeitanalyse, aber auch die Berücksichtigung der Schuhe, da diese durch ihre Materialeigenschaften immer anders auf den Körper wirken. Zudem kommen natürlich die Zeit- und Kostenersparnis, die bisher bei der aufwändigen Messung im Labor entstehen.
Welchen Stellenwert haben Wettbewerbe wie start2grow für Start-ups/Gründer*innen?
Durch start2grow haben wir sehr umfangreiches Feedback von verschiedenen Juror:innen für unseren Businessplan bekommen und konnten im Finale in Dortmund viele wertvolle Kontakte knüpfen. Durch die Erweiterung des Netzwerkes eröffnen sich neue Chancen, Kontakt zu potenziellen Partnern und Investoren und die Reichweite der Startups wird gestärkt. So fördern solche Wettbewerbe Innovation und langfristig auch unseren gesellschaftlichen Fortschritt.
Nach welchen Kriterien entscheidet ihr an welchem Gründungswettbewerb ihr teilnehmen wollt und was versprecht ihr euch von der Teilnahme? Kurzum: was muss ein Gründungswettbewerb bieten, um es auf eure Shortlist zu schaffen?
Ein Gründungswettbewerb sollte mehr als “nur” Geld bieten. Bei start2grow gab es für die Top 3 zwar ein Geldpreis, aber für die Top 10 ein Budget, das für weiteres Coaching verwendet werden kann. Das ist aus unserer Sicht mindestens genauso hilfreich, wie finanzielle Unterstützung. Besonders toll fanden wir das gemeinsame Treffen aller Startups mit Zwei-Minuten Pitches vor dem gesamten Publikum, wo wir Business Angels kennenlernen durften. Natürlich ist es immer schön bei einem etablierten Wettbewerb seinen Track-Record erweitern zu können. Ansonsten sind die Anforderungen an die Startups, also z.Bsp. Gründungsstatus, Umsätze, …, weitere Kriterien, die bei der Entscheidung eine Rolle spielen.
Was sind die Besonderheiten am start2grow-Gründungswettbewerb der Wirtschaftsförderung Dortmund? Welche Programminhalte haben euch besonders überzeugt und wie haben diese bei der Weiterentwicklung eures Geschäftsmodells geholfen?
Im Vorfeld war die Bewertung unseres Businessplans aus unterschiedlichen Sichtweisen sehr lehrreich. Auch die vor Ort Veranstaltung, angefangen mit der Organisation der Pitches, die gemeinsame Stadtrundfahrt und die Abendveranstaltung im Deutschen Fußballmuseum waren ein sehr schönes Erlebnis, mit dem wir so gar nicht gerechnet hatten. Der unkomplizierte Austausch mit den Juror:innen war für uns eine super Gelegenheit, wertvolles Feedback zu bekommen, um unseren Pitch und Businessplan anzupassen.
Eversion Technologies, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Im Sommer 2023 wollen wir unser Expertenprodukt launchen und den Markteintritt schaffen. Bis dorthin startet auch unsere erste Finanzierungsrunde, für die wir aktuell auf Investorensuche sind. Die Medizinproduktzertifizierung für das Endkundenprodukt wird Ende 2024 erfolgen. In fünf Jahren möchten wir Menschen zu einem glücklicheren, schmerzfreien Leben verhelfen und uns als innovatives MedTech StartUp am Markt etabliert haben.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
1. Nicht abschrecken lassen! Auch wenn man zu Beginn oft mit großen Herausforderungen konfrontiert wird oder viele Meinungen auf einmal hört – es gibt für (fast) alles eine Lösung.
2. Zu viel Köche verderben die Suppe: Halte deinen Beraterkreis ausgewählt.
3. Austausch, Netzwerk und Coaching hilft bei der Reflektion und bringt wertvolle Learnings.
Bild Maximilian Starkmann, Julia Zimmermann, Timon Sutter (v.l.n.r.) Fotograf/Bildcredits: Markus Mielek
Wir bedanken uns bei den Gründern für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder