Freitag, April 19, 2024
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Keine Angst vor offener Kommunikation

Natural Doze Functional Food & Beverage- Nahrungsergänzungsmittel als Soft Drops

Stellen Sie sich und das Startup Natural Doze doch kurz unseren Lesern vor!

Natural Doze wurde 2021 von Leon Ellerbrock, Christian Rolner und Aranga Rahim in Hamburg gegründet – für die operativen Geschäfte ist Leon zuständig. Mitte 2021 haben wir die Hamburger Designerin Katrin Oeding und ihr Team als strategische Partner dazugewonnen, um unseren Fokus auf Design und Nachhaltigkeit weiter auszubauen. „Getreu unseres Namens, einer Anspielung auf die ‚Natürliche Dosis‘, handelt es sich um Functional Food Produkte, welche eine Einnahme von Vitamin-Präparaten durch angenehme und natürliche Weise ersetzen lassen. Anfang dieses Jahres sind wir mit unserem ersten Produkt auf den Markt gegangen.

Die „Soft Drops“ sind mit essentiellen Nährstoffen versetzte Weingummis, und sowohl im Handel als auch in unserem Online-Shop erhältlich. In naher Zukunft werden wir weitere Produkte unter der Functional Food Kategorie in den Markt bringen. Damit wir von Beginn an eine direkte Kundenbeziehung aufbauen können, um unsere Produkte kontinuierlich verbessern sowie aufbauend des Feedbacks, neue Ideen entwickeln können.     

Warum haben Sie sich entschieden, ein Unternehmen zu gründen?

Dafür gab es mehrere Gründe, hervorzuheben sind allerdings sicherlich eine gewisse familiäre Prägung, das Gefühl von Selbstbestimmung und das Streben nach greifbaren Ergebnissen. So sind in meiner Familie alle zu einem gewissen Zeitpunkt selbständig gewesen oder sind dies immer noch, was mich sehr geprägt hat, auch irgendwann selber ein Unternehmen zu gründen. Es nahm mir zudem auch die Illusion, dass es schwierig sei, Unternehmer zu werden. Das „aber“ zu einer Unternehmensgründung und dem „richtigen Zeitpunkt“ wird in meinem Bekanntenkreis gern diskutiert.

Der Aspekt „Freiheit“ hat für mich bis heute eine große Bedeutung. Auch wenn ich natürlich mehr Stress und Verantwortung habe als vorher, schätze ich das Gefühl, selber entscheiden zu können, wann und wo ich arbeite und was ich tun will. 

Darüber hinaus hat mir im Angestelltenverhältnis zuletzt oft das „big picture“ gefehlt. Wieso wird das jetzt gemacht? Warum ist das wichtig? Ich wurde nicht zu 100% mitgenommen und wenn, dann nur in kleinen Startups, wo die Hierarchie noch begrenzt ist. Ich bin ein sehr neugieriger Mensch und wollte gerne alles im Unternehmen verstehen. Dafür war die Gründung dann letztendlich der einzig richtige Weg.

Welche Vision steckt hinter Natural Doze?

Auch wenn die Rubrik „Functional Food & Beverage“ für die meisten noch recht neu ist, wird der Bereich Vitamins/Minerals oder auch Supplements ja schon ewig von großen, etablierten Unternehmen geprägt. Mich störte allerdings die Vermarktung dieser Produkte und was die Einnahme in Form von Pillen und Tabletten mit uns macht. Es gibt uns das Gefühl „Medizin“ einzunehmen und ist – sowohl bildlich als auch buchstäblich gesprochen – oft mit einem bitteren Beigeschmack verbunden.

Das ist für viele Menschen unangenehm. Dieses negative Gefühl wird durch das sterile/langweilige Design dieser Produkte meist nur verstärkt. Wir wollten also zwei Themen angehen: Wie kann die Einnahme von wichtigen Nährstoffen erhöht werden ohne Kompromisse eingehen zu müssen? Wie schaffen wir eine komplett neue Ausgangslage in Bezug auf das Corporate Branding? Und so haben wir eine Lifestyle-Marke geschaffen, die es unseren Kunden ermöglicht, ihre Vitamine und Mineralien sorglos mit der schon vorhandenen Essensroutine zu vereinen. Snacks, Drinks oder Mahlzeiten mit einem Produkt, welches man nicht im Schrank versteckt, sondern gern als belebendes Element für zu Hause nutzt.

Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?

Als junger, unerfahrener Gründer ist es glaube ich fast unmöglich Fehler zu umgehen und Herausforderungen unemotional zu begegnen. Die große Herausforderung für einen 24-jährigen war es zuerst einmal, von Produzenten ernst genommen zu werden und ihnen das Gefühl zu vermitteln, dass die Zusammenarbeit mit Natural Doze Potenzial hat. Viele haben auch unseren Startup-Status belächelt. Das war echt nicht einfach. Auf der anderen Seite gab es auch einige, die gerade deshalb Lust hatten mit uns zu kooperieren. Das war dann der Schlüssel für eine gute Zusammenarbeit. Neben industriellen Partnern hatten wir große Probleme mit einem sehr volatilem Rohstoff-Markt, der durch die Corona-Krise und strapazierten Lieferketten gestärkt wurde – sowohl bei Inhaltsstoffen als auch Verpackungsmaterialien.

Dies hat zu Verzögerungen und schwierigen Entscheidungen geführt: Kaufen wir das, was wir gerade brauchen und entlasten unseren Cash-Flow, oder kaufen wir größere Mengen und vermeiden dadurch kurzfristige Preiserhöhungen und lange Lieferzeiten bei Nachbestellungen. Das hat den Start für mich als erstmaligen Gründer noch intensiver gestaltet, aber im Nachhinein nur noch stärker gemacht. Eine weitere Herausforderung, mit der sich wohl viele Gründer ungeachtet der Branche konfrontiert sehen, ist leider immer noch die deutsche Bürokratie. Da hat man schon manchmal das Gefühl, es ist nicht wirklich gewollt, dass wir in Deutschland viele starke Gründerinnen und Gründer haben. Wenn ich mir dann noch vorstelle, ich würde die Sprache nicht zu 100% zu beherrschen, ist das schon echt herausfordernd. Irgendwie funktioniert es dann doch immer, aber der Weg dorthin ist fast immer steinig.

Auf persönlicher Ebene war es definitiv das Zeitmanagement und die tägliche Routine. Es wird einem eben nicht mehr gesagt, was man wann und wo machen soll, sondern muss dies für sich selber herausfinden und sein System entwickeln. 

Für die Finanzierung bin ich den ersten Schritt gemeinsam mit meinen strategischen Partnern aus dem Online- und Food-Bereich gegangen. Meinen Teil habe ich als unternehmerisches Risiko also mit einem Darlehen gedeckt. Nun sind wir gerade dabei, Wagniskapitalgeber für neue Produkte und eine geplante Teamvergrößerung, ins Boot zu holen.

Wer ist die Zielgruppe von Natural Doze?

Anfangs gingen wir davon aus, dass wir vor allem Menschen ansprechen, die sehr ernährungs- und sportbewusst sind. Nach kurzer Zeit wurde uns aber klar, dass es vor allem Menschen sind, die Ihre „Wohlfühl“-Routine ungerne aufgeben wollen und lieber auf einfache Art und Weise ihre Gesundheit fördern wollen. Das ist teilweise auf wenig Zeit und/oder Gemütlichkeit zurückzuführen. Mit unserem ersten Produkt sind es vor allem Frauen zwischen 24-36, die sich entweder im Studien- oder Arbeitsstress befinden. Unsere weiteren Produkte in der Pipeline werden dann deutlich mehr Unisex aufgestellt sein.

Was ist das Besondere an den Produkten? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?

Die langfristige Vision von Natural Doze setzt sich deutlich von den Konkurrenzprodukten ab. Wir fokussieren uns nicht auf den Verkauf von Nahrungsergänzungsmitteln, die man zusätzlich zur Nahrung einnimmt. Es sind Lebensmittel oder Snacks, die von vornherein z.B. Vitamine, Mineralstoffe und Nährstoffe enthalten. So müssen unsere Kunden ihren Lebensstil nicht umstellen und bleiben ihrer Ernährungsroutine treu und das alles ohne schlechtes Gewissen.

Die Qualität der Produkte darf natürlich bei all diesen Vorteilen natürlich nicht zu kurz kommen. Um die Stabiltät unserer hochwertigen Inhaltsstoffe zu gewährleisten, achten wir sehr auf den Herstellungsprozess. Bei unserem aktuellen Produkt, Vitamin Drops, arbeiten wir mit einem Niedertemperaturverfahren, in dem die Produkte bei weniger als 30 Grad erhitzt werden und so sichergestellt ist, dass die Nährstoffe auch nach Produktion voll erhalten sind.

Des Weiteren sind unsere Produkte vegan, gluten- und allergenfrei. Wir nutzen rein natürliche Farbstoffe aus Früchten und Gemüse. Der Nachhaltigkeitsfaktor wird bei uns von Beginn an großgeschrieben. Im Vergleich zu vielen anderen Marken in diesem Segment sind unsere Dosen aus recyceltem Plastik; das Etikett besteht aus Rohrzuckerfasern, Hanf und Leinen, und unsere eigenen Versandverpackungen sind aus FSC-zertifiziertem Papier. Das besondere an unseren Verpackungen ist, dass sie nicht geklebt, sondern nur gesteckt sind, sodass wir auch hier Material zugunsten der Umwelt sparen. 

Natural Doze, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Langfristig würden wir gerne bis zu 30 Produktkategorien im Bereich Functional Food & Beverage anbieten können und dies sowohl über den stationären und den Online-Handel. Ein weiteres Ziel ist eine europaweite Distribution und eine Marktstärke in allen wichtigen EU-Märkten. Ein für uns spannendes Thema, mit dem wir uns auch schon jetzt akribisch beschäftigen, ist das Thema „Digital Health“ und „Personalised Nutrition“. Langfristig können wir so unseren Kunden individuell angepasste Produkt anbieten, die auf die Gesundheit des Einzelnen angepasst sind und durch begleitende Datenanalyse eine langfristige Verbesserung der Gesundheit unterstützen. Wir sind auf jeden Fall sehr gespannt, was die Zukunft bringen wird.

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?

Ich glaube, die Liste an Tipps für angehende Gründerinnen und Gründern ist lang. Die drei wichtigsten Tipps, die mir persönlich geholfen hätten, sind:

1. Pragmatism always wins. 

Fast jeden Tag bekommt man es mit neuen Problemen und Herausforderungen zu tun. Manchmal etwas signifikanter, manchmal weniger. Wichtig ist es, lösungsorientiert zu bleiben und nicht in Hysterie zu verfallen – das musste ich auch lernen. Klar, Probleme können einem oft schlaflose Nächte bereiten, aber jedes Problem kann auch eine Chance sein, sodass wir Unternehmerinnen und Unternehmer dann sogar gestärkt aus der Situation hervorgehen. 

2. Sei offen für Kritik und Feedback, aber bleibe deinem Weg treu. 

Gerade, wenn Du noch unerfahren bist und Wege zum ersten Mal einschlägst, ist die Unsicherheit, ob dieser Weg richtig ist, natürlich groß. Deshalb ist es meines Erachtens auch super wichtig, mit vielen Menschen zu sprechen, die schon Erfahrungen als Gründer haben oder schon länger in deinem Markt sind. Du solltest allerdings nicht nach jedem Feedback oder Kritik alles über den Haufen werfen. Nimm die neuen Einblicke auf und überlege konsolidiert, was von dem Feedback für Dich wirklich hilfreich ist, um das Unternehmen weiter voran zu bringen. Der Pivot einer Idee oder eines Kurses ist erfahrungsgemäß nicht verkehrt, gerade wenn sich der Markt verändert, allerdings würde ich trotzdem meiner Grundeinstellung treu bleiben, denn zu viel hin und her ist auch nicht hilfreich und verwässert im Auge des Kunden oft das Wertversprechen Deiner Marke. 

3. Keine Angst vor offener Kommunikation.

Egal ob mit Dienstleistern, Partnern oder Investoren – kommuniziere immer ehrlich und versuche nicht dem Konfliktpotenzial aus dem Weg zu gehen, denn langfristig verlierst Du damit immer. „Ja, ich möchte die Person nicht verärgern“ oder „Mich stört gerade etwas tierisch, aber das wird sich mit der Zeit schon legen“. Fatale Sätze, die ich am eigenen Leib erleben musste. Oft erwischt man sich dabei, dass die Kommunikativ nicht wirklich zu 100% offen ist (konfliktscheu oder zu viel Optimismus). Leider verschleppt man so Probleme und macht diese in der Regel meist nur noch schlimmer als vorher. Kommuniziere von Anfang an mit der Offenheit und Ehrlichkeit, die du selber erwarten würdest. Denn eine Firma ist nicht zu vergleichen mit einem Disput im Freundeskreis, der sich im Idealfall von selbst löst. So wissen alle Beteiligten, wo der andere steht und es kommt zu keinen bösen Überraschungen.

Fotograf/ Bildquelle: Thabea von Freier

Wir bedanken uns bei Leon Ellerbrock für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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