Freitag, November 22, 2024
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Achtet auf die Zusammensetzung Eures Teams

42watt Münchner Start-up zur klimaneutralen Sanierung von Bestandsimmobilien

Stellen Sie sich und das Startup 42watt doch kurz unseren Lesern vor!

Ich bin Jörg Überla, der Gründer und CEO von 42watt, einem Münchner Start-up zur klimaneutralen Sanierung von Bestandsimmobilien. Wir sind davon überzeugt, dass Deutschland die Ziele des Klimaschutzgesetzes bis 2045 nur dann erreichen kann, wenn im Gebäudesektor angesetzt wird. Dafür ist es nötig, dass wir den Energieverbrauch in Immobilien im Schnitt auf unter 42 kWh pro Quadratmeter pro Jahr senken. Daher auch der Name 42watt: Die Zahl 42 beantwortet vielleicht nicht die Frage nach dem Sinn des Lebens, aber die nach der Klimaneutralität in Bestandsgebäuden.

Warum haben Sie sich entschieden, ein Unternehmen zu gründen?

Vor 42watt war ich als Gründer mit meinem eigenen E-Commerce-Unternehmen erfolgreich und davor mehr als zehn Jahre lang General Partner bei Wellington Partners. Dort habe ich Start-ups beim Großwerden begleitet, die damals noch kaum jemand kannte – zum Beispiel Spotify, Xing oder Immobilienscout. In der Welt der Start-ups fühle ich mich also zuhause, und sie lässt mich nicht los: Ich bin auf 42watt gestoßen, weil ich gute neue Ideen als Business Angel unterstützen wollte – fand die Idee und das Team aber so genial, dass ich gleich als Gründer eingestiegen bin. Gute Ideen sind wichtig, bringen uns beim Erreichen der Klimaziele allein aber nicht vorwärts. Es kommt auf die pragmatische Umsetzung an – und darin sehe ich meine Stärke. Was gibt es Spannenderes, als im wahrsten Sinne des Wortes an der Zukunft mitzubauen?

Welche Vision steckt hinter 42watt?

Wir wollen Deutschlands Bestandsimmobilien bis 2045 klimaneutral machen. Sie zeichnen sich Jahr für Jahr für rund ein Drittel des Energieverbrauchs und der CO2-Emissionen in Deutschland verantwortlich, bieten also einen gewaltigen Hebel, um die Klimaziele zu erreichen. Um diese Ziele zu erreichen, braucht es eine gesunde Portion Tatkraft und Pragmatismus. Wir begleiten daher die vielen Millionen Eigentümerinnen und Eigentümer von Wohnimmobilien auf ihrem Weg, ihr Gebäude einfach und sicher energetisch zu sanieren. Damit lösen wir eines der größten Probleme, vor denen viele einzelne Menschen und die Menschheit als Ganzes aktuell stehen.

Von der Idee bis zum Start, was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?

Energetische Sanierung und die entsprechenden Förderprogramme sind ein komplexes Umfeld, wie sich an der aktuellen Debatte zum Gebäudeenergiegesetz gut ablesen lässt. Unsere Herausforderung besteht darin, für möglichst viele Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer Licht ins Dunkel zu bringen: Was sind die für mich am ehesten bezahlbaren Möglichkeiten, um möglichst viel CO2 zu sparen? Brauche ich eine Wärmepumpe? Oder rechnet sich Fernwärme in meinem Fall eher?

Ist es in meinem Fall effektiv, ein Solarpanel aufs Dach zu montieren? Wir müssen diese komplexe Gemengelage so einfach wie möglich erklären und auch in der Umsetzung beherrschbar machen, im Prinzip so einfach wie ein Netflix-Abo. Und das ist eine große Herausforderung. Deshalb bin ich froh, meinen Mitgründer Marcus Dietmann an meiner Seite zu wissen – denn als Architekt und Energieeffizienzexperte kennt er sich darin bestens aus.

Finanziert haben wir uns zuletzt über ein Pre-Seed-Funding im Dezember 2022, mit Lead-Investoren wie BonVenture, Proptech1 sowie Beate Fastrich und Christoph Behn über den Business Angel Club Better Ventures. Außerdem waren der McMakler-Gründer Felix Jahn und Kristofer Fichtner, Mitbegründer von Thermondo und Ecoworks, als Business Angels beteiligt.

Wer ist die Zielgruppe von 42watt?

Alle Menschen, die eine Wohnimmobilie besitzen. Die Debatte der letzten Wochen und Monate zeigt ja: Jetzt wird es ernst. Die Bundesregierung wird eine Reihe neuer Gesetze verabschieden, die Immobilieneigentümer zu weitreichenden Klimaschutzmaßnahmen verpflichten, siehe nur das Thema: Einbau fossiler Öl- und Gasheizungen. Alle Menschen, die sich fragen, wo sie nun ansetzen können, um ihre Immobilie zu sanieren, sind bei 42watt an der richtigen Adresse. Mit uns können sie ihr Haus sicher und einfach klimaneutral machen, gesetzliche Auflagen einhalten und bares Geld sparen.

Wie funktioniert 42watt? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?

Wir sind aktuell in zwei Richtungen unterwegs. Zum einen erstellen wir klassische individuelle Sanierungsfahrpläne und beraten, welche staatliche Förderung dabei jeweils möglich ist. Zum anderen starten wir im Frühjahr unsere digitale 42 watt Plattform, und das wird spannend: Wer über diese Plattform mit uns in Kontakt tritt, gibt dort zunächst acht Datenpunkte ein, die eigentlich jede und jeder sofort griffbereit hat – also zum Beispiel den Stromverbrauch oder die Anzahl der Quadratmeter.

Auf dieser Basis fertigen wir eine individuelle Analyse an, ermöglichen das einfache Durchspielen verschiedener Szenarien, erstellen einen ganzheitlichen Sanierungsfahrplan und unterstützen unsere Kundinnen und Kunden bis zur Umsetzung der Maßnahmen mit unserem Netzwerk aus Energieeffizienzexperten und Handwerkern. Anders als manche andere Anbieter agieren wir dabei unabhängig, also im besten Interesse unseres jeweiligen Auftraggebers. 

42watt, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

In fünf Jahren wollen wir in Sachen Gebäudesanierung die Plattform der Wahl für Millionen von Immobilieneigentümern sein und sie auf dem Weg zum klimaneutralen Haus begleiten. Das ist ja auch volkswirtschaftlich und aus Sicht der gesamten Menschheit geboten. Die Sanierungsrate in Deutschland muss deutlich steigen, damit wir die Klimaziele erreichen können. Wir möchten zeigen: Wenn wir pragmatisch vorgehen und digitale Technologien nutzen, ist das möglich. Insofern wünschen wir uns natürlich, dass wir in fünf Jahren alle gemeinsam in Deutschland sagen: Wir haben pragmatische und machbare Lösungen gefunden, um diese Jahrhundertaufgabe zu lösen, wir sind auf einem guten Weg.

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?

Erstens: Achtet auf die Zusammensetzung Eures Teams. Was mir an der Arbeit für 42watt so gut gefällt, ist die perfekte Arbeitsteilung zwischen meinem Mitgründer Marcus und mir. Ich weiß als erfahrener Gründer und Investor, wie man ein erfolgreiches Unternehmen aufbaut. Marcus, unser CPO, ist der Experte für alle technischen Themen, von Wärmepumpe bis Heizlast. Dieser Kompetenz-Mix ist extrem wichtig, auch für die Verantwortungsteilung im Team.

Zweitens: Denkt groß, aber vernachlässigt nicht die vielen wichtigen Details. Eine geniale Idee macht noch kein erfolgreiches Start-up, wenn Ihr nicht die Power mitbringt, sie auch tatsächlich zum Leben zu erwecken. Das ist je nach Persönlichkeitstyp nicht immer einfach. Und: Am Ende kommt es auf die Umsetzung an. Es mangelt ja nicht an guten Ideen, sondern an den Ideen, die auch mit der nötigen Energie bis zum Ende durchgezogen werden.

Drittens: Kommuniziert gut mit Euren Zielgruppen. Mit „Zielgruppen“ meine ich nicht nur die Menschen, die am Schluss Euer Produkt kaufen, sondern vor allem auch Multiplikatoren: Business Angels, Investoren, mögliche Kooperationspartner. Das gilt vor allem überall da, wo Ihr große gesellschaftliche Transformationen mitgestalten wollt.

Titelbild: Bildcredits/ Fotograf: Max Blaumeiser

Wir bedanken uns bei Jörg Überla für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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