Mittwoch, Oktober 9, 2024
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Motatos Lebensmittel retten, Geld sparen und was Gutes für die Umwelt tun

Stellen Sie sich und das Startup Motatos doch kurz unseren Lesern vor!

Mein Name ist Karl Andersson, ich komme aus dem Medien- und Vertriebsbereich und habe seit etwa 2007 in mehreren Start-ups gearbeitet. Motatos beschäftigt sich mit einer der größten Klimaherausforderungen dieser Welt: der Verschwendung von Lebensmitteln. Die Lebensmittelproduktion ist für ca. 25 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Etwa ein Drittel aller produzierten Lebensmittel wird verschwendet – das bedeutet, dass acht bis zehn Prozent der weltweiten CO2-Emissionen umsonst entstanden sind. Wir kaufen Produkte direkt von den großen Lebensmittelproduzenten, die Gefahr laufen zu Abfall zu werden und verkaufen sie online zu Schnäppchenpreisen an die Verbraucher. Günstig und nachhaltig. 

Motatos wurde 2013 gegründet. Zu dieser Zeit besaß unser Mitbegründer Erik (Södergren), noch einen lokalen Supermarkt. Ihm wurde bewusst, dass seine Lieferanten Probleme hatten, ihre Überbestände zu verkaufen. Dieser Umstand ließ ihnen oft keine andere Möglichkeit als einwandfreie Produkte wegzuwerfen – wie Abfall!  

Erik begann, so viel dieser Überbestände wie möglich aufzukaufen, um sie zu attraktiven Preisen zu weiterzuverkaufen. Damit schuf er einen regelrechten Hype um seinen Laden. Aber dieses physische Geschäft hatte seine Grenzen. Ich und unser dritter Mitgründer Ulf Skagerström erkannten, dass wir eine Online-Plattform brauchten, um die gewaltigen Mengen zu bewältigen. Also bauten wir eine Website mit einem 40-Dollar-Online-Tool und der Rest ist Geschichte im Entstehen.

Welche Vision steckt hinter Motatos?

Wir wollen eine Welt ohne Lebensmittelverschwendung. Zudem möchten wir ein neues Bewusstsein dafür schaffen, in welchem Zustand unsere Lebensmittel als Abfall betrachtet werden. In der Regel werden perfekte Produkte verschwendet, an denen nichts auszusetzen ist. In vielen Fällen ist die Verpackung der Grund für die Entsorgung. Verbraucher wollen keinen Osterhasen auf ihrer Cola haben, wenn Weihnachten ist. Oder den Menschen geht ein Licht auf, dass Cornflakes mit Lakritzgeschmack – gelinde gesagt – nur bedingtes Potenzial haben. 

Was sind ihre Aufgaben bei Mottos?

Im Moment ist es meine Aufgabe dafür zu sorgen, dass wir auf Europas größtem Markt – Deutschland – Bodenhaftung bekommen. Wenn uns das gelingt, könnten wir unseren Namen langfristig im Bewusstsein der globalen Lebensmittelproduzenten unterbringen. 

motatos

Wie sieht ein normaler Arbeitstag von Ihnen aus?

Ich stehe auf, habe einige Calls, trainiere, noch ein paar Calls. Ich stimme mich konstant mit meinem Team ab, spreche mit der Presse oder mit unseren Investoren. So erfahre ich, wo wir stehen und ich versuche zu verstehen, was wir tun müssen, um voranzukommen.

Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?

Als schnell wachsendes E-Commerce-Unternehmen, das schwere physische Produkte verkauft, sind wir auf fast jedes Hindernis und jede Herausforderung gestoßen, die Sie sich vorstellen können. Wir hatten jedoch immer große Unterstützung unserer Kunden, die super loyal waren und die uns u.a. in den sozialen Medien angefeuert haben. Ihre Unterstützung und die Sympathie unserer Lieferanten hat es uns wiederum ermöglicht, Investoren anzuziehen. Wir haben etwa 35 Millionen Euro Kapital von einer Reihe von Investoren aufgebracht. 

Wer ist die Zielgruppe von Motatos?

Wir verkaufen günstig und nachhaltig – was kann man daran nicht mögen? Ich denke, wir haben ein breites Angebot und wir sind das größte Online-Lebensmittelhändler in Schweden. Aber unsere Hauptkunden sind je nach Markt unterschiedlich. In Schweden leben unsere Kunden vor allem auf dem Land, während wir in Finnland und Dänemark eher Großstädter anziehen. Es wird spannend sein zu sehen, wem wir in Deutschland gefallen werden!

Wie funktioniert Motatos? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?

Sie „betreten“ den Laden, legen Produkte in Ihren Einkaufswagen, checken aus und bezahlen. Im Nu sind Sie der Held des Tages, denn Sie haben dazu beigetragen, dass in dieser Welt weniger Lebensmittel verschwendet werden – und Ihrem Portemonnaie hat es nicht groß geschadet. Das Einzigartige an Motatos ist die günstige und nachhaltige Kombination. Da wir aber auch nie wirklich wissen, was wir von unseren Lieferanten kaufen können, haben wir in der Regel eine aufregende Auswahl an originellen Waren und Dingen, die Sie sonst nirgendwo finden.

Wie hat sich ihr Unternehmen mit Corona verändert?

Auf einer allgemeinen Ebene sehen wir, dass der E-Commerce während der Pandemie an Bedeutung gewonnen hat. Wir haben all unsere Ressourcen eingesetzt, um die steigende Nachfrage in Zeiten zu bewältigen, in denen die Menschen ihre physischen Kontakte einschränken müssen. Gleichzeitig haben wir auch viele Maßnahmen ergriffen, um die Gesundheit unserer Mitarbeiter zu schützen.

Wie haben Sie sich darauf eingestellt und welche Änderungen haben Sie vorgenommen?

Wie in der vorhergehenden Antwort erwähnt, haben wir das, was wir immer tun, größtenteils ausgebaut. Wir sparen Lebensmittel ein und versenden sie an Kunden in allen Ländern, in denen wir uns befinden.

Wo sehen Sie in der Krise die Chance?

Ich glaube, wir können jetzt tatsächlich etwas Gutes tun. In gewisser Weise mag es ein wenig abwegig erscheinen, mitten in dieser Krise einen neuen Markt zu lancieren. Aber andererseits können wir tatsächlich etwas Sinnvolles beitragen und von Nutzen sein. Wir liefern landesweit und direkt in die Haushalte der Menschen. Das kann das Leben derer, die jetzt zu Hause bleiben müssen, hoffentlich ein wenig erleichtern. Zudem helfen wir Lieferanten, die im Moment Schwierigkeiten haben, z.B. Unternehmen, die an Cafés, Flughäfen und dergleichen verkaufen und sich derzeit im Stillstand befinden. Unser Geschäftsmodell ist darauf ausgerichtet, Lebensmittel, die gerettet werden müssen, schnell abzuholen – und das geschieht im Moment an vielen Orten.

Motatos, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

In fünf Jahren sind wir auf halbem Weg zu den UN-SDGs, die fordern, dass die weltweite Verschwendung von Nahrungsmitteln halbiert werden sollte. Ich denke, unsere Einnahmen belaufen sich dann auf etwa 500 Millionen Euro und wir sind auf mindestens zwei oder drei weiteren Märkten präsent, möglicherweise in einer anderen Region der Welt. Wir stehen auf der Exekutivagenda der großen Nahrungsmittelproduzenten der Welt und sind ihr strategischer Partner für positive Veränderungen.

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?

Finden Sie Ihr Ziel, stehen Sie auf und geben Sie nicht auf. 

Weitere Informationen finden Sie hier

Wir bedanken uns bei Karl Andersson für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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