Freitag, April 19, 2024
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JEDE Chance, die sich bietet, nutzen!

The Organicer: OrdnungsCoaching-Startup mit Fokus auf Nachhaltigkeit und Wohltätigkeit

Stellen Sie sich und das Startup The Organicer doch kurz unseren Lesern vor!

Mein Name ist Sabine Nietmann, ich bin 32 Jahre alt und komme aus Frankfurt am Main. The Organicer, gegründet im Februar 2019, ist ein Ordnungscoaching-Startup mit Fokus auf Nachhaltigkeit und Wohltätigkeit. Ich helfe meinen Kund/innen beim Ausräumen, Neuorganisieren und Optimieren ihrer Wohnräume, vom Keller bis zum Dachboden. Im Aufräumprozess versuche ich meinen Kunden zu vermitteln, dass sie sich zumeist leichter von Sachen trennen können, wenn diese am Ende des Projektes an Hilfsbedürftige vermittelt werden. Meine Kunden geben so „Ballast“ ab und „bereichern“ damit andere, die nicht so viel besitzen. Ich kümmere mich im Rahmen eines Kundenauftrags um alles und bringe sie zu Sozialkaufhäusern, Flüchtlingsunterkünften oder Hilfsorganisationen. Außerdem versuche ich meine Kunden für einen achtsameren Umgang mit Ressourcen und weniger Konsum zu sensibilisieren: Wenn alles aufgeräumt, übersichtlich und ordentlich ist, hat man weniger Bedürfnis danach, etwas Neues zu kaufen – also eine Win-Win-Situation für alle.

Warum haben Sie sich entschlossen ein Unternehmen zu gründen?

Nach jahrelangem eigenen übermäßigen Einkaufen von Kleidung, Schuhen, Accessoires und Dekoartikeln habe ich mich in meiner Wohnung beinahe „erdrückt“ und gestresst gefühlt. Dies habe ich ab 2015 zum Anlass genutzt, meine eigenen vier Wände systematisch auszuräumen, viele Sachen zu spenden und alles für einen erleichterten Alltag zu optimieren. Dies hat – auch in vielen anderen Bereichen in meinem Leben – so eine positive Transformation bewirkt, dass ich dachte, ich kann anderen auf Basis meiner eigenen Erfahrung und der daraus resultierenden Empathie helfen, einen ebensolchen Prozess der Reduzierung und Erleichterung in ihrem Leben zu starten. Außerdem nehme ich meinen Kunden – wo ich kann – einen Großteil der unagenehmen Aufgabe des Aufräumens ab, d.h. meine Kunden haben mehr Zeit für die wichtigen Dinge und mir macht der Aufräumprozess und ganz besonders der Vergleich der „Vorher/Nachher“-Fotos unglaublich viel Spaß.

Was war bei der Gründung von The Organicer die größte Herausforderung?

The Organicer: OrdnungsCoaching Fokus auf Nachhaltigkeit Wohltätigkeit
Vorher

Die größte Herausforderung war, dass es den Beruf des Ordnungscoaches so in Deutschland kaum gab bzw. kaum jemand etwas damit anfangen konnte. In den USA gibt es schon seit einigen Jahren eine wachsende Branche von sehr erfolgreichen Professional Organizers, in Deutschland war die „Szene“ im Spätsommer 2018, als ich mich erstmals mit der Gründungsidee beschäftigt habe, noch recht überschaubar. Dies hat zwar einerseits meine Gründungsabsichten beflügelt, einfach, um frühzeitig meine Nische zu finden, aber andererseits auch Probleme kreiert: Einem Versicherungsvertretern zu erklären, was ich mache, um eine Betriebshaftpflichtversicherung zu bekommen, war gar nicht so einfach. Viele dachten zunächst, ich sei eine Art Haushaltshilfe oder eine Mischung aus Putz- und Entrümpelungsfirma. Ich musste immer und immer wieder erklären, was ich mache und dass ich meine Kunden prinzipiell einfach aktiv dabei unterstütze, Räume auszuräumen, auszumisten und eine neue und sinnvolle Struktur zu etablieren.

Kann man mit einer Idee starten, wenn noch nicht alles perfekt ist?

Ja, definitv. Ich würde jeder Gründerin/jedem Gründer raten, sich anfangs nicht zu sehr in den Details zu verlieren. Viele Sorgen, die man anfangs hat und viele Fragen, die man sich stellt, lösen sich ins Nichts auf und man verliert kostbare Zeit. Man sollte einfach so bald wie möglich loslegen, es als „Learning by Doing“-Experience sehen und auch ein bisschen nach dem Motto „Fake it till you make it“ agieren. Ich empfehle immer, sich ganz zu Anfang der Gründung einmal bei einer lokalen Startupberatung – häufig kostenlos – beraten zu lassen, zumeist kann man auch zusätzlich gratis Gründerkurse besuchen. Alles andere findet sich, man muss nur aktiv sein und netzwerken, netzwerken, netzwerken!

Welche Vision steckt hinter The Organicer?

The Organicer hat sich zum Ziel gesetzt, die Welt jeden Tag ein kleines bisschen besser zu machen. Im Kleinen direkt in den Häusern unserer Kunden, in dem wir durch eine Reduktion der Besitztümer Klarheit und eine Vereinfachung des Alltags durch mehr Struktur erwirken; im Großen, indem wir die Sachspenden an Hilfsbedürftige und für den guten Zweck, z.B. an Oxfam oder Sozialkaufhäuser, vermitteln. Überdies versuchen wir, das Konsumverhalten unserer Kunden langfristig durch mehr Achtsamkeit zu verändern und somit der Umwelt und dem Klima etwas Gutes zu tun. Jährlich spendet The Organicer außerdem 10% der Profite an Hilfsorganisationen und Klimaprojekte. Langfristig möchte ich gerne mehrere Angestellte haben, um noch mehr Kunden deutschland- und europaweit zu erreichen.

Wer ist die Zielgruppe von The Organicer?

Die Zielgruppe von The Organicer sind hauptsächlich Großstadtbewohner/innen mit kleinen Wohnungen und vielen „Bestiztümern“ und Familien mit kleinen Kindern, in denen beide Elternteile berufstätig sind und einfach im Alltag wenig Zeit für Ordnung bleibt. Häufig ist Unordnung im Haushalt ein Stress- und Streitfaktor, den wir in der gemeinsamen Projektarbeit versuchen weitestgehend zu eliminieren. Außerdem berät The Organicer Gastronomiebetriebe und kleine Ladengschäfte bei der Gestaltung und Optimierung ihrer Lagersysteme und Shopflächen, um mehr Überblick über das Inventar zu haben und in der Warenpräsentation noch attraktiver für Kunden zu sein.

Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?

The Organicer: OrdnungsCoaching Fokus auf Nachhaltigkeit Wohltätigkeit
Nachher

Der USP von The Organicer ist ganz klar ausgerichtet auf „Nachhaltigkeit und Wohltätigkeit“, das war bereits vor der Gründung klar. Dies macht The Organicer in ganz Deutschland einzigartig; manch andere Ordnungscoaches vermitteln auch Spenden an Annahmestellen, aber es ist nicht deren unmittelbarer Fokus, einen positiven Beitrag in der Gesellschaft und für das Klima zu leisten. Ich habe mein Unternehmen nebenberuflich gegründet, im Hauptberuf bin ich Flugbegleiterin und nutze so mein weltweites Netzwerk zur direkten und unbürokratischen Vermittlung von (Sach-)Spenden. So kann ich direkte Hilfe leisten, wo sie am dringendsten gebraucht wird. Außerdem nutze ich meine Social Media Accounts, um auf einfache, nachhaltige Lösungen für den Alltag aufmerksam zu machen; sei es in den Bereichen Ordnung und Sauberkeit, aber z.B. auch in Bezug auf Lifestyle und Ernährung.

Wie hat sich Ihr Unternehmen mit Corona verändert?

Da mein Coachingbusiness zumeist aus Vor-Ort-Terminen besteht, sind alle meine Aufträge zwischen Anfang März und Mitte Mai weggebrochen. Kurzzeitig hatte ich überlegt, wie andere Ordnungscoaching-Kollegen eine virtuelle Beratung anzubieten, habe mich dann aber dagegen entschieden, da mein Business von meiner Hands-On-Mentalität und der Spendenvermittlung lebt. 

Wie haben Sie sich darauf eingestellt und welche Änderungen haben Sie vorgenommen?

Natürlich würde ich ein virtuelles Coaching jeder Zeit auf Anfrage anbieten, aber eben nicht proaktiv. Seit Mai habe ich allerdings wieder sehr viele Terminanfragen und auch Vor-Ort-Termine, natürlich unter Berücksichtigung der Corona-Kontaktbeschränkungen, inklusive Abstand, Mundschutz und Desinfektionsmittel. Seit Corona setze ich allerdings noch mehr auf Synergie-, Netzwerk- und Kooperationseffekte mit anderen Startups und Firmen, die meine Dienstleistungen ergänzen, z.B. Interiordesign- und Stilberater, Premium-Haushaltshilfe-Dienstleister und Handwerker, und habe mich mehr darauf und auf Social Media Content Creation konzentriert. Ich konnte u.a. durch Newsletter- und Social-Media-Kooperationen meine Online-Präsenz wesentlich verbessern. Zudem habe ich auf Instagram monatelang mit einer Reihe namens „Together at home – 5 Things“ täglich fünf Ideen rund um die Themen Ordnung, Nachhaltigkeit, Achtsamkeit und „Aktivitäts“-Möglichkeiten in Zeiten von Corona veröffentlicht und meine Followerzahl dadurch binnen drei Monaten verdoppeln können.

Wo sehen Sie in der Krise die Chance?

Viele Menschen haben durch Corona mehr Gespür dafür bekommen, was wirklich wichtig ist und auf was es im Leben ankommt – das merke ich sehr stark bei meiner Arbeit. Viele von ihnen haben während der – durch Corona ungewöhnlich langen – Zeit zuhause gemerkt, wo noch „Baustellen“ in ihren Wohnungen sind und mich dann direkt kontaktiert, was mich natürlich sehr freut. Aktuell habe ich recht volle Auftragsbücher, das ist natürlich ein „positiver Corona-Effekt“ für mich. Ich hoffe, dass viele dieser „positiven“ Veränderungen durch Corona bleiben – Entschleunigung, evtl. etwas mehr Achtsamkeit und Bewusstsein, wie fragil unser eigenes Leben und unser Planet sind. Das würde ich mir zumindest sehr wünschen. UND: Nichts mehr aufschieben, sondern täglich im Hier und Jetzt leben.

The Organicer, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren? 

In fünf Jahren möchte ich gerne noch mehr Workshops und Vorträge anbieten, plus möchte ich über meine Social Media Kanäle noch mehr Menschen mit kleinen, täglichen Inspirationen, Motivationen und Aufräum-Challenges erreichen und zur Veränderung inspirieren. Ich würde gerne ein Buch schreiben, eigene – umweltfreundliche, recyclebare, aber schöne – Ordnungshelfer auf den Markt bringen und einige Mitarbeiter haben, ggf. sogar eine Art „Franchise-System“ aufbauen. Insgesamt möchte ich weiterhin meine Message in die Welt senden, dass man sich mit weniger Besitztümern wirklich glücklicher, leichter und freier fühlen und klarer denken kann. Es bedarf gar keiner totalen Transformation (obwohl die krassen Vorher-Nachher-Effekte wirklich die sind, die am allerglücklichsten machen); es helfen schon kleine Schritte in die richtige Richtung und machen in der Summe einen großen Unterschied – für einen selbst, für andere UND für den Planeten.

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründerinnen mit auf den Weg geben?

1. So viel Vertrauen wie möglich in die Idee und in Dich selbst haben – das strahlst Du aus und DAS zahlt sich in jedem Fall aus.

2. Anfangen – egal wie, einfach loslegen, ohne zu viel über „Was wäre, wenn…“ nachzudenken.

3. Netzwerken, netzwerken, netzwerken (in Female Founder Networks, aber auch darüber hinaus), JEDEM von Deiner Idee erzählen, Feedback einholen und wirklich JEDE Chance, die sich bietet, nutzen!

Weitere Informationen finden Sie hier

Wir bedanken uns bei Sabine Nietmann für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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